Tereza Vaneks dritter Teil ihrer China Trilogie „Die schöne Insel“ spielt diesmal im Internationalen Bezirk der chinesischen Metropole Schanghai und auf der, dem chinesischen Festland vorgelagerten Insel Formosa, portugiesisch für die Schöne, das heutige Taiwan.
Der Roman schildert die Schicksale von vier Immigranten verschiedener Nationalität, die sich Ende des 19. Jh. im Reich der Mitte begegnen. Die Handlungsfäden spinnen sich um die weibliche Protagonistin, die junge Halbjüdin Anastassia, deren Familie vor Jahren aus einem russischen Schtetl nach Schanghai ausgewandert ist und sich dort mehr schlecht als recht bis zum Tod des geliebten Vaters mit einem kleinen Ladengeschäft durchschlägt. Kurz darauf eröffnet ihr die verbitterte Stiefmutter, dass sie und Anas jüngerer Halbbruder ohne sie zurück in die Heimat gehen und Ana von nun ab mittellos auf sich allein gestellt ist. Ana erkennt in ihrer verzweifelten Situation aber auch eine Chance ihr Leben nach ihren eigen Regeln zu gestalten. Anders die Chinesin Clio, der Ana bei der Flucht aus dem Bordell hilft, und die zu ihrer Freundin wird. Auch sie ist ohne Familie, deren Traditionen sie aber so sehr verinnerlicht hat, dass ihre moralische Kontrolle weiter wirkt. Mit der Unterstützung des Sprößlings, des Erben eines deutschen Handelshauses in Schanghai, der sich unglücklich in Clio verliebt, gelangen die beiden Frauen nach Formosa. Jene Insel, auf die Clios Familie nach dem Ende der Ming Dynastie vom Festland ausgewandert und zu Ansehen gekommen ist, so dass die strenge, angesehene japanische Familie ihrer großen Liebe, des Offiziers Nobu, einer Heirat zustimmt. Doch die Ehe kommt nicht zustande und Clio verliert alles: Nobu, ihre Familie, ihre Heimat Doch führt die Erfahrung des Verlustes aufgrund überbrachter Traditionen nicht dazu diese zu hinterfragen oder sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Vanek gelingt mit ihrem historischem Roman zwar ein überaus interessanter Einblick in erst einmal fremd anmutenden Gesellschaften, die sie prägenden Philosophien und ihren Einfluss auf den Einzelnen, liefert ein gut recherchiertes Portrait der Auswirkung des Imperialismus in Asien und beschreibt eindringlich die verschiedensten interkulturellen Konflikte. Und so beeindruckt ich von all dem war, leider bleibt die eigentliche Geschichte für mich daneben etwas blass.
Ich danke dem Bookspot Verlag für das Rezensionsexemplar.
Tereza Vanek, Die schöne Insel, Bookspot Verlag, ISBN 10 3956690508