Die Verwandlung der Prinzessin von Anhalt-Zerbst zu Zarin Katharina der Großen

Katharina die Große, jene schillernde Frauengestalt der Geschichte, die auch heute noch, über 200 Jahre nach ihrem Tod, als Rollenmodell der emanzipierten Frau gilt, die machtvoll und selbstbewusst in einer Männerwelt besteht.
In ihrem historischen Roman „Zwischen Macht und Liebe“ erzählt Susan Hastings, das Pseudonym einer ehemaligen Geologin, die seit Jahren in verschiedenen Genres schriftstellerisch tätig ist, die Lebensgeschichte der wissbegierigen Sophie Frederike Auguste, Tochter des unbedeutenden Fürsten von Anhalt-Zerbst, Statthalter des preußischen Königs in Stettin, und seiner Frau Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorp, Enkelin des dänischen Königs, deren familiären Verbindungen Sophie 1744 an den Hof der sich an die Macht geputschten, kinderlosen Zarin Elisabeth führt. Die kinderlose Tochter Peter des Großen ist auf der Suche nach einer Braut für ihren Thronnachfolger, den emotional und körperlich unterentwickelten 14 jährigen Waisen Peter. Der kindliche Junge ist als Sohn ihrer ehemals nach Norddeutschland verheirateten Schwester Anna und Herzog von Holstein-Gottorp in Kiel im Lutherischen Glauben von einem sadistischen Lehrer erzogen worden, und zum Zwecke ihres Machterhalts nach Moskau befohlen worden, um ihn am Hof auf seine künftige Aufgabe als Zarewitsch und Vater des russischen Volkes vorzubereiten.Peter hasst Russland, die russische Sprache und den russischen Glauben, den er gezwungenermaßen annehmen musste, liebt das preußische Soldatentum bei Tag und seine Puppen bei Nacht. Am Hof fühlt er sich unverstanden, gegängelt und bespitzelt, um so mehr hofft er in der deutschsprachigen Sophie eine Verbündete zu haben.
Doch die, die von ihrer eigenen Mutter als unscheinbares Mädchen nie geliebte, buhlt erst einmal um Elisabeths Anerkennung. Das eher nachdenkliche, zurückhaltende, junge Mädchen, dass philosophische Werke las und stets Regeln hinterfragte, tut nun alles um den Anforderungen, der absolutistischen Herrscherin, der Zarin Elisabeth, an sie zu genügen. Aus dem hässlichen Entlein wird ein bewunderter Schwan, was Elisabeth Eifersucht entfacht. Da aus der Verbindung der beiden Deutschen, die ein Jahr nach ihrer Ankunft geschlossen wird, auch kein Kind hervorgeht, ein möglicher Ersatz für den als Regenten ungeeigneten Peter, und Elisabeth ihr die Schuld dafür gibt, wird ihr Leben am Hof immer mehr zu einem einsamen Gefängnis,
Doch mit zunehmenden Alter emanzipiert Katharina sich, legt ihre ihr anerzogene Gefallsucht ab und findet Möglichkeiten für ihre persönliche Freiheit.
Hastings schildert chronologisch von 1739 bis 1796 sehr ausführlich, auf knapp 6000 e-book Seiten., unterteilt in 6 Leseabschntte, das Leben Katharinas, von ihrer ersten Begegnung mit Peter bis zu ihrem Tod. Sie zitiert, gefühlt, das gesamte damals lebende Personal des Gotha, widmet jedem in die Geschichtsschreibung eingegangenen Liebhabern der Zarin den mehr oder minder verdienten Platz. Ja, sie verdient für ihre Recherchearbeit Fleißsternchen ohne Ende, aber sie entwickelt leider keine für mich erkennbare eigene Sicht auf Katharinas Geschichte, das ist es aber, was einen Roman ausmacht. Möglicherweise ist das noch auffälliger, wenn der Romanautor wie hier eine, dem Leser bekannte, historische Person in den Mittelpunkt stellt. und um so wichtiger ist dann das literarische Vermögen des Autors. Ich glaube neben einer eigenen Idee hätten aber auch Straffung und Perspektivenwechsel dem Stoff gut getan. So ist es leider nur eine beliebige Nacherzählung eines sicherlich nicht beliebigen Frauenlebens im 18. Jahrhundert.

 

Susan Hasings: Zwischen Macht und Liebe. Piper Verlag

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